Heimweh by Catherine Ryan Hyde

Heimweh by Catherine Ryan Hyde

Autor:Catherine Ryan Hyde [Hyde, Catherine Ryan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-08-25T22:00:00+00:00


Wakapi-Gebiet, 16. Mai

»Es gibt doch gar nichts mehr für uns zu tun«, sagt Carly. »Was sollen wir den Rest der Woche denn noch machen?«

Sie steht stolz neben dem voll beladenen Pick-up, einen Ellbogen auf den Rand der Ladefläche gestützt. Auf Delores’ Grundstück gibt es kein Gerümpel mehr. Carly kann sich in alle Richtungen umsehen, ohne dass irgendetwas ihren angeborenen Ordnungssinn stört.

»Ha!« Delores spuckt das Wort förmlich aus, während sie im Schatten sitzt, in einem Gartenstuhl mit einer Sitzfläche aus Nylonschnüren. Sie scheint eher damit beschäftigt zu, den Tag auf sich wirken zu lassen, als sie zu beaufsichtigen. »Ihr habt noch nicht in den Schuppen geschaut.«

Carly seufzt und schaut hinüber zu Jen, die gerade die Ziegen melkt, fast völlig verdeckt von dem viel zu großen Cowboyhut, während das Kopfhörerkabel vor ihrer Brust baumelt.

»Was glauben Sie, wie spät es ist?«, fragt sie Delores.

»Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass du mich das fragst. Hast du einen wichtigen Termin? Ein heißes Date? Oder was?«

»Ich wollt’s einfach nur wissen.«

Inzwischen weiß sie, dass Delores keine Armbanduhr trägt. Wahrscheinlich sieht sie ohnehin nicht genug, um die Zeit abzulesen. Doch die alte Frau hat schon zweimal eine gute Schätzung abgegeben, indem sie sich in die Sonne gestellt hat, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo am Himmel sie sich gerade befindet.

»Es könnte auf elf Uhr zugehen.«

»Ist das nicht ziemlich spät für Alvin?«

»Oh. Darauf wartest du also. Warum hast du es plötzlich so eilig, Alvin zu sehen?«

»Nur so. Ich meine … er hat nur gesagt, er würde versuchen, etwas für mich herauszufinden, das ist alles.«

»Wahrscheinlich musste er sich noch um irgendwelche offiziellen Angelegenheiten kümmern«, sagt Delores. »Magst du ein bisschen kaltes Wasser?«

»Ja. Sicher. Gern.«

Während Carly wartet, schlendert sie hinüber zum Schuppen und öffnet die Tür. Irgendetwas kommt herausgehuscht, aus dem totalen Chaos von ineinander verkeiltem Gerümpel, das dort drinnen herrscht. Carly sieht nicht mal, was es ist, weil es sich so schnell bewegt. Sie will es auch gar nicht wissen.

Sie macht die Tür wieder zu und ist bereit, vorerst so zu tun, als habe sie nie einen Blick hineingeworfen. Dieses Problem schiebt sie nur zu gern auf die lange Bank.

Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als sie und Jen ihr Wasser ausgetrunken haben, biegt Alvins Auto in die Einfahrt ein. Sein privates Auto.

Carly spürt, wie die Anspannung in ihrem Magen nachlässt und der Knoten sich auflöst. Sie ist entsetzt, wie groß er war. Bis zu diesem Moment hat sie nicht darauf geachtet und geleugnet, was es für eine Belastung war, noch nicht Bescheid zu wissen. Doch die Last weicht rasch der Furcht, es gleich herauszufinden. In vielerlei Hinsicht ist das noch schlimmer. Auf jeden Fall ist es akuter und noch schwerer zu ignorieren.

Der Wagen hält im Staub in der Nähe des Hühnerstalls an, und eine Frau steigt aus. Carlys Herz sinkt wieder.

»Wer ist das?«, fragt sie Delores.

»Wenn es nicht Alvin ist, könnte es Pam oder Leo sein«, sagt Delores, als sei keine weitere Erklärung nötig.

Es ist nicht die Frau, die gestern das Lammfleisch vorbeigebracht hat. Sie hieß … Carly weiß es nicht mehr.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.